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Bericht über die Reise 2016 nach Maziamu

Eine Schule für Maziamu – Hilfe, die ankommt

Die Idee, im Heimatort unseres Kaplans Abbé Albert Kikalulu, in dem kleinen Ort Maziamu, den Bau einer Schule zu ermöglichen und so den dortigen Kindern eine bessere Lebensperspektive zu verschaffen, wurde im Seelsorgebereich Königswinter-Tal schon bald geboren, als alle spürten, wie einfühlsam und erfolgreich dessen seelsorgerliches Wirken war, und wie sehr er unsere Gemeinden zu seiner zweiten Heimat werden ließ. Viele gleichgesinnte Mitstreiter wollten und wollen mit der Verwirklichung dieses Planes aus Dankbarkeit für die afrikanische Lebensfreude, die uns Abbé Albert immer wieder schenkt, etwas aus unserem Land zurückgeben.

Um dem Projekt des Baus der Schule eine rechtlich zuverlässige Basis zu verschaffen, wurde am 20. April 2015 der »Verein zur Förderung christlicher Schulprojekte in Maziamu e.V.« gegründet. Infolge zahlreicher und großzügiger Spenden konnte unserer Verein schon wenige Monate nach seiner Gründung die ersten Baumaßnahmen für den Schulbau in Maziamu in Auftrag geben, um schon im September 2016 – dann beginnt dort das neue Schuljahr – den Schulbetrieb in den ersten drei Klassenräumen zu ermöglichen.

Im Vorstand unseres Vereins bestand schon bald Einmütigkeit dahin, dass es besonders wichtig ist, einen persönlichen Kontakt zum Comité in Maziamu und anderen wichtigen Ansprechpartnern im Kongo herzustellen, um unserem Verein auch dort ein Gesicht zu geben und unsere Ideen und Vorstellungen mit den Menschen in Maziamu abzustimmen und zu teilen.

War es nicht nur eine glückliche Fügung, dass Abbé Albert und ich im Auftrag und mit der Zustimmung unseres Vorstandes am 18. April 2016 unsere gemeinsame Reise zum Kongo, zu seiner Heimat und für mich ein Land mit vielen Unbekannten, beginnen konnten?

Zunächst musste ich feststellen, dass es gar nicht so einfach ist, bis nach Maziamu zu reisen und schon gar nicht an einem Tag. Dabei bereitete uns der Flug nach Kinshasa, der Hauptstadt der DR Kongo, jenseits des Äquators keinerlei Schwierigkeiten. Schon nach etwa acht Stunden konnten wir unser Tagesziel erreichen. Im Kongo angekommen begriff ich erst wie groß dieses Land ist und welche Weiten es besitzt. Auf unserem Weg von Kinshasa nahmen wir das Flugzeug für die etwa 500 km zum nächsten Etappenziel nach Kikwit, dem Bischofssitz der Heimatdiözese von Abbé Albert. So konnten wir aus der Luft einen ersten Eindruck von der Weite des Landes gewinnen, das so schön grün und mit Flüssen durchzogen unter uns lag. Ab und an konnten wir Straßen und Wege ausmachen, an denen die eine oder andere kleine Ortschaft lag.

In Kikwit angekommen holten uns Paul, ein Bruder von Abbé Albert, sowie ein Freund Alberts am kleinen Flughafen ab.

Schon bald stellte sich heraus, dass Abbé Alberts Bruder Paul für unsere weitere Reise der wichtigste Mann sein wird: er organisierte notwendige Dinge, machte Einkäufe, sorgte für Unterkünfte und war immer hilfreich zur Stelle.

In Kikwit bestiegen wir dann einen Geländewagen, mit dem wir uns schließlich aufmachten, die letzte Etappe von 200 km nach Maziamu auf uns zu nehmen. Schon früh am Morgen brach unsere kleine Reisegruppe mit Fahrer und Gehilfen auf, denn die Straße nach Maziamu ist nur sehr schwer zu befahren und die Beschaffenheit gleicht streckenweise einem überdimensionalen Sandkasten. Nach etwa 10 Stunden erreichten wir dann schließlich am Nachmittag Maziamu – das eigentliche Ziel unserer Reise.

 

»Nur wenigen Leuten habe ich mitgeteilt, dass wir heute nach Maziamu kommen« sagte Albert unterwegs. Die Bedeutung dieser Aussage hatte ich bis zu unserer Ankunft in Maziamu nicht richtig eingeschätzt. Auch wenige Kilometer vor dem Ort, wo wir bereits von einer kleinen Abordnung begrüßt wurden, hatte ich noch nicht den Dunst einer Ahnung, was mich in Maziamu erwarten würde:

Das ganze Dorf war auf den Beinen; ähnlich wie bei uns zu Kirmes war viel Betrieb auf der Dorfstraße und die Menschen winkten uns in unserem Wagen zu. Die Kinder liefen aufgeregt neben dem Wagen her und riefen: »Mundele, Mundele« – das so viel heißt wie: »weißer Mann, weißer Mann.«

 

Vor dem »Rathaus« hatten sich der Bürgermeister und weitere hochgestellte Persönlichkeiten des Ortes und viele Dorfbewohner erwartungsvoll versammelt. Ein Plakat hieß uns herzlich willkommen.

In diesem Augenblick war ich sehr gerührt und mir wurde schlagartig bewusst, welche Bedeutung unser Besuch hier für die Menschen haben muss und welche Hoffnung die Menschen in Maziamu in uns setzen, in die Förderer und Unterstützer im Seelsorgebereich Königswinter-Tal und darüber hinaus. Meine Reise nach Maziamu, einem Ort weit ab von beinahe jeglicher Infrastruktur, war weit mehr als eine »Erkundungsreise«. Sie wurde zu einem Zeichen tiefer Solidarität mit den dortigen Menschen und verpflichtet mich und uns mit Elan weiter unsere Idee des Schulbaus zu verwirklichen.

Die Begrüßung unserer kleinen Reisegruppe war eines Königs würdig: Ein Chor von Grundschülern sang Willkommens-Lieder und Kinder brachten uns Blumen, gepflückt vom Wegesrand. Ein kleiner Junge las einen Willkommensgruß vor. Die Persönlichkeiten des Ortes – alle festlich gekleidet – begrüßten uns. Schließlich bekamen wir Ehrenplätze zugewiesen, um den traditionellen Tanz einiger Einheimischer in auffälliger Körperbemalung zu bestaunen. Spontan wurde mir deutlich, dass ich nun die Gelegenheit nicht verpassen durfte mitzutanzen. Und in der Tat löste die kleine Geste große Freude und Begeisterung unter der Bevölkerung aus.

Am folgenden Tag – es war Sonntag – fuhren wir aus dem Ort Feshi, in dem wir übernachteten, die 30 km nach Maziamu zurück, um unseren Besuch fortzusetzen. Wir begannen mit einer Eucharistiefeier – die erste im Ort nach über einem Jahr! Auch damals hatte Albert mit den Gläubigen seines Heimatortes Maziamu die Heilige Messe gefeiert. Entsprechend groß war der Andrang, so dass die Menschen nicht alle in der Kirche Platz fanden. Sicherlich, die Kirche aus kräftigen Holzstämmen und Bambusgeflecht erbaut, ist für unsere Vorstellungen schlicht. Aber die Lebendigkeit, mit der die Menschen im Gottesdienst tanzen und singen, bei der Predigt mitgehen und freudig tanzend ihre Opfergaben – überwiegend in Naturalien – zum Altar bringen, machte mir nochmals klar, dass es auf die Schönheit des Gebäudes, in dem wir unsere Gottesdienste feiern, letztlich nicht ankommt. Mir schoss der Ausspruch eines mir bekannten Paters durch den Kopf: »haben wir nicht einen schönen Glauben!«

 

Nach dem Gottesdienst hatten wir nochmals einen kleinen Empfang, bei dem wir gegenseitig Geschenke austauschten.

Große Freude und Dankbarkeit lösten unsere Geschenke aus, die wir aus Deutschland mitgebracht hatten. Zwei Computer eine Digitalkamera und eine Photovoltaikanlage haben uns Mitglieder des Vereins überlassen, damit wir diese dem Comité übergeben. Für die Schüler der Grundschule hatten wir vielerlei Buntstifte im Gepäck, die wir im Namen einer Stifterin gerne übergeben haben.

Überrascht wurde ich mit einem ganz besonderen Geschenk: eine meckernde Ziege. Wie ich lernte, verbindet man mit einem »lebendigen« Geschenk im Kongo die hohe Wertschätzung des Beschenkten. Im Namen der Mitglieder unseres Vereins und aller Mitstreiter im Projekt »eine Schule für Maziamu« habe ich die Ziege mit Dank entgegengenommen.

Zunächst dachte ich, die Ziege sei ein symbolisches Geschenk und vergaß sie glatt im Laufe der vielen Begegnungen, die wir noch am Tage hatten. Doch am Abend musste ich feststellen, dass wir in unserem Geländewagen einen weiteren Mitfahrer hatten, denn ein andauerndes Meckern war aus dem Kofferraum zu vernehmen. »Was machst Du nur mit der Ziege?« war mein erster Gedanke. Auch wenn sie auf dem elterlichen Rasen in Oberdollendorf sicherlich gute Dienste leisten könnte, mitnehmen kannst Du sie im Flugzeug auf keinen Fall.

 

So war es eine glückliche Fügung und eine Lösung für mein Problem, dass wir am folgenden Tag meinen Namenstag feiern konnten – für das Festmahl war bestens gesorgt.

Ein Spaziergang über das Grundstück, dem zukünftigen Schulgelände, machte mir deutlich, wie riesig das Grundstück ist: Auf knapp einem Quadratkilometer lässt sich schon die eine oder andere Idee umsetzen.

 

An beiden Tagen in Maziamu haben wir uns über den aktuellen Stand des Schulbaus informiert und den Fortschritt des Baus überprüft.

Wir konnten das Fundament für das erste Schulgebäude und den Rohbau für die ersten 3 Klassenräume in Augenschein nehmen. Es müssen noch das Dach aufgerichtet, der Fussboden gelegt sowie Fenster und Türen eingebaut werden. Das Teilgebäude wird noch verputzt und angestrichen. Unser Bauingenieur hat uns versprochen, noch in der ersten Jahreshälfte die drei Klassenräume fertig zu stellen. Das wäre ein großer Erfolg und zugleich Ansporn, bald den zweiten Teil des Gebäudes in Angriff zu nehmen. Für die Bevölkerung von Maziamu ist es Motivation, sich an dem Projekt zu beteiligen.

 

Das Comité in Maziamu ist wie unser Verein in Deutschland der Auffassung, dass der Schulbetrieb, selbst wenn wir nur 3 Klassenräume haben, so bald wie möglich aufgenommen werden sollte. Und es sieht so aus, als ob wir hinsichtlich der baulichen Maßnahmen zu Beginn des kommenden Schuljahres im September 2016 fertig sein werden.

Die Mitglieder des Comités arbeiten nun daran, die Voraussetzungen für den Schulbetrieb vor Ort zu schaffen: Im Rahmen unserer Gespräche teilten sie uns mit, dass sie einen Registrierungsantrag bei den Behörden bereits eingereicht haben. Nun machen sie sich daran, Lehrer zu finden, die den Unterricht vorbereiten und Schüler unterweisen.

Die Mitglieder der Nichtregierungsorganisation (NGO – vergleichbar mit einer Interessenvereinigung) unterstützen das örtliche Comité bei ihrer Arbeit und geben dem Comité den rechtlichen Rahmen ähnlich zu unserem Verein hier in Deutschland. Dabei ist es hilfreich, dass ein Teil der Mitglieder der NGO in Kinshasa lebt und damit einen unmittelbaren Zugang zu Regierungseinrichtungen hat.

Mit unserem Besuch beim Generalvikar des Bistums Kikwit, Herr Abbé Bertin Kipanza, zu dem Maziamu gehört, haben wir auf unser Schulprojekt aufmerksam gemacht. Er hat sich sehr interessiert gezeigt. Sehr dankbar äußerte er sich zu unserem Projekt und freute sich über die Initiative aus Deutschland. Im Rahmen seiner Möglichkeiten will er das Projekt gerne unterstützen.

Der Bischof von Kikwit, S.E. Edouard Mununu, befand sich zur Zeit unseres Aufenthaltes leider auf Visitationsreise in seinem Bistum, so dass wir keinen persönlichen Kontakt hatten. Da wir in Kikwit im bischöflichen Gästehaus untergebracht waren, trafen wir täglich bei den Mahlzeiten den Sekretär des Bischofs, Herrn Abbé Guy Fingila Mit ihm tauschten wir uns über das Schulprojekt aus und hinterließen Grüße an den Bischof. Der Sekretär dankte der deutschen Initiative und richtete seinerseits Grüße an die Bevölkerung des Seelsorgebereichs Königswinter-Tal und an alle Unterstützer des Projektes aus. Er versprach dem Bischof von unserem »wunderbaren« Projekt zu berichten.

Die große Familie unseres Kaplans Albert Kikalulu und die allumfassende“ Kirche halfen im Kongo sehr bei der Planung und der Durchführung unserer Reise. Die katholische Kirche ist im Kongo weitverbreitet. Etwa 50% der Bevölkerung sind katholisch. Im Gegensatz zur Kirche in Deutschland finden sich noch viele kleine Kommunitäten im ganzen Land. So fanden wir Unterkunft in Klöstern und im bischöflichen Haus des Bistums Kikwit. Zu Mittag- und Abendessen wurden wir häufig bei Ordensgemeinschaften eingeladen.

Maziamu ist eine Ortschaft, die abseits von Hauptverkehrswegen in der Weite des Kongo liegt und ohne Infrastruktur auskommen muss. Kommunikation ist nur über Menschen möglich, die sich auf den Weg machen und einen entfernten Nachbarort –z.B. Feshi – aufsuchen, um sich dort mit Freunden oder Verwandten auszutauschen. Ohne ein Gefährt dauert eine solche Reise mehrere Stunden und nur selten nimmt ein Bewohner Maziamus eine solche Reise auf sich.

Der Austausch von Gedanken und Ideen über den eigenen örtlichen Horizont hinweg ist aber der Motor für Veränderungen und positive Entwicklungen. Unser Besuch in Maziamu hat gezeigt, wie sehr sich die Bevölkerung danach sehnt, dass sich jemand um sie kümmert und sie an die Hand nimmt, den eigenen Horizont zu erweitern.

Unser Projekt „Eine Schule für Maziamu“ ist ein Hoffnungsanker für die Bevölkerung, nicht ganz von der Welt abgeschnitten zu sein. Ein Hoffnungsanker, dass etwas von dem Wissen der Welt zum Wohle der Bevölkerung nach Maziamu gelangt. Mit unserem Projekt haben wir ein Versprechen abgegeben, intensiv dafür zu arbeiten, dass diese Hoffnung Wirklichkeit wird.

Unsere Reise hat gezeigt, dass der Weg noch weit ist und vieler Menschen guten Willens bedarf. Unsere Reise hat aber auch gezeigt, dass unsere Hilfe ankommt.

Markus Schulte-Beckhausen

 

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Impressum

Verein zur Förderung christlicher Schulprojekte in Maziamu e.V.

Der Verein ist eingetragen in das Vereinsregister des Amtsgericht Siegburg mit der Nummer 3358

Den Verein vertreten:

Vorsitzender: Markus Schulte-Beckhausen
1. stellver. Vorsitzender: Albert Kikalulu
2. stellver. Vorsitzender: Peter Bernards

Kontakt

Internet: schule-in-maziamu.de

eMail: vorsitzender (at) schule-in-maziamu.de

Adresse: Humbroichweg 1 B, 53227 Bonn